Derivatportfolio – Wettlauf gegen die Zeit
Eine Bank befindet sich nach Insolvenz und Verstaatlichung in Sanierung. Im Rahmen einer Fusionierung / Liquidation ist das Back-Office der Bank plötzlich für ein Derivat-Wertpapierportfolio einer ehemaligen Tochtergesellschaft verantwortlich. Durch ein Rating-Downgrade entsteht kurzfristig eine sehr kritische Situation resultierend aus einem wenig beachteten Dokumentenarchiv im Keller.
Es handelt sich um ein Credit Default Swap (CDS) Portfolio mit einem Volumen von mehr als EUR 11,5 Mrd. Ein Rating-Downgrade löst in diesem Wertpapierportfolio Nachschußpflichten und notwendige Verhandlungen für ca. 750 komplexe Derivatgeschäfte aus. Die Swaps müssen in kürzest möglicher Zeit auf Vertragsklauseln, die durch den Rating-Downgrade betroffen sind, geprüft werden. Geschieht dies nicht und werden die sog. „Waiver Requests“ nicht innerhalb von 10-14 Tagen mit den Gegenparteien geklärt, so droht eine Fälligstellung (Default) des Finanzinstruments. Da es sich um ein Wertpapierportfolio mit Usancen nach amerikanischem/britischem Recht handelt, ist für den Fall der Fälligkeit eines Deals das gesamte Portfolio fällig zu stellen. In der Fachsprache ist das ein sog. Cross Default, der bei Eintritt die Bank existentiell bedroht.
Die Dokumentation liegt nur in Papierform oder als Fax abgespeichert vor und kann wegen des großen Umfangs nicht schnell geprüft werden. Außerdem werden zur Prüfung auf das International Standards Derivatives Association (ISDA) Framework spezialisierte Juristen benötigt. Diese sind kurzfristig schwer verfügbar und selten erschwinglich.
Die Dokumentation wurde digitalisiert und mittels Texterkennung durchsuchbar gemacht. Es gelingt schnell, die kritischen Vertragsklauseln bzw. Swaps zu identifizieren. So können rechtzeitig Verhandlungen mit den Gegenparteien geführt und der Cross-Default verhindert werden.